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Gregor Sailer
Gregor Sailer über das Projekt "The Polar Silk Road"
An das Nordpolarmeer grenzen fünf Staaten: Dänemark (durch Grönland), Kanada, Norwegen, Russland und die USA. Über territoriale Bereiche verfügen überdies Finnland, Island und Schweden. Zudem leben in der Region indigene Volksgruppen, allerdings ist diese Gegend aufgrund der lebensfeindlichen Bedingungen sehr dünn besiedelt. Es gibt drei Seerouten die, je nach Jahreszeit und Ausdehnung der Eisfläche, eine Durchquerung des Nordpolarmeers zulassen. Durch das Abschmelzen des Meereises wird zukünftig eine kürzere Handelsroute – die sogenannte polare Seidenstraße – entstehen und der Zugang zu neuen Rohstoffvorkommen (Erdgas und Erdöl) ermöglicht. Staaten inner- und außerhalb der Arktis machen Ansprüche geltend.
Gregor Sailer recherchierte in einer langen Vorbereitungszeit nicht nur jene Orte, die thematisch, geografisch und visuell besonders spannend sind, sondern nahm auch die mühevolle und oft langwierige Aufgabe in Kauf, die erforderlichen Zutrittsberechtigungen zu erhalten. Er begab sich wiederholt auf mehrtägige fotografische Expeditionen zu Militärstützpunkten, Forschungseinrichtungen, Häfen, Öl- und Gasförderstätten. Utopie und Dystopie liegen in Sailers Bildern nah beieinander. Die ruhigen, konzentrierten Bilder sind trotz ihrer Nüchternheit inhaltlich stark aufgeladen, dennoch erscheinen viele dieser Orte wie Rampen ins Nichts.
Die Erforschung der Arktis ist eng verbunden mit den Anfängen der Fotografie. Als sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Forscher:innen aufmachten, die unbekannte Weltgegend zu erkunden, waren Fotograf:innen stets Teil der Expedition. Sailer folgt somit einer langen fotografischen Tradition. Mit The Polar Silk Road legt er eine fotografische Großleistung vor, die uns einen tiefen Einblick in diese sowohl wirtschaftlich und militärisch als auch wissenschaftlich äußerst wichtige Region ermöglicht.