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Gregor Sailer
Gregor Sailer über das Projekt "The Potemkin Village"
Der Begriff des Potemkinschen Dorfes geht auf den russischen Feldmarschall Grigori Alexandrowitsch Potjomkin zurück. Der Legende nach ließ der Fürst im Jahr 1787 Dorfattrappen im neu eroberten Krimgebiet aufbauen, um der Zarin Katharina der Großen während ihrer Durchreise große Fortschritte in der Besiedelung vorzuspiegeln.
Gregor Sailer hat sich über zwei Jahre hinweg mit zeitgenössischen „Potemkinschen Dörfern“ auseinandergesetzt. In sieben Ländern fotografierte er Scheinarchitekturen, Kulissenbauten und illusionistische Modelldörfer, darunter Stadtimitate nach europäischem Vorbild – Holland Town oder German Town – im Umland von Schanghai, rudimentäre Stadtarchitekturen für militärische Übungszwecke in Frankreich und den USA sowie Stadtkulissen für Fahrzeugtests in Schweden. Sailers Perspektive ist immer nüchtern, geradlinig und unprätentiös. Nichtsdestotrotz transportieren die Aufnahmen ganz unterschiedliche Stimmungen – sie wirken erschreckend oder brutal, bisweilen aber auch komisch, skurril oder tragisch. Allesamt sind sie zeitgenössische Bühnen für ebensolches menschliches Tun.