Fernando Botero. Eine Retrospektive
Aus dem Kreis jener Künstler der Gegenwart, die eine unverwechselbare persönliche Handschrift besitzen, ist der in Medelín (Kolumbien) geborene Maler, Zeichner und Bildhauer Fernando Botereo nicht mehr wegzudenken.
In konsequenter Abkehr von allen abstrakten Tendenzen seiner Zeit verschrieb er sich der Darstellung von figürlichen Szenen und Stilleben (seit knapp einem Jahrzehnt auch der figürlichen Plastik). Auffälliges Merkmal der seine Bilder bevölkernden Personen ist ihr gesteigertes Körpervolumen – wofür Rubens, Léger, der Picasso der 20er Jahre oder die Muralisten Mexikos ebenso als Vorbilder in Frage kommen wie präkolumbianische Keramik.
Die große Verehrung der alten Meister durch Botero findet nicht nur in seinem technischen Können Ausdruck, sondern auch in seinen Themen. Von kaum einem zweiten Künstler unseres Jahrhunderts stammen so viele Paraphrasen nach berühmten Gemälden der Kunstgeschichte wie von ihm: nach Jan van Eyck, Cranach, Mantegna, Velàzquez oder Ingres – Umsetzungen, die zwischen Karikatur und schöpferischer Neuformulierung schwanken. Die starke naive kraft von Boteros Bildern und seinen Humor treffen wir vor allem in seinen farbschwelgerischen Stilleben mit Blumen, Früchten oder Musikinstrumenten, den Akten und Genrebildern. Die Ausstellung mit 90 Werken aus der Zeit von 1949 bis 1001 umfasst einen Querschnitt aus Gemälden, Zeichnungen, Aquarellen und Skulpturen Fernando Boteros und ist der Beitrag des KunstHausWien zum Angebot an kulturellen Großereignissen während der Wiener Festwochen.
Die Retrospektive im KunstHausWien ist nach Rom, Sevilla und Monte Carlo die vierte große Ausstellung von Boteros Werk in diesem Jahr und wurde vom Künstler selbst für das KunstHausWien zusammengestellt.