Head 2 Head. Politik und Image
Politiker ringen mit Krisen ebenso wie mit dem eigenen Image. Werbewirksame Inszenierung soll Wählervertrauen bringen und Machterhalt sichern, während die Bedeutung der Staatslenker gegenüber den Chefs multinationaler Corporations, deren Umsätze oftmals höher sind als die Budgets ganzer Nationalstaaten, insgesamt im Schwinden begriffen ist.
Turbulente Entwicklungen gehen weit über die Finanzmärkte und die Ökonomien hinaus. Die jüngste Zeit brachte teilweise unerwartete Machtwechsel keineswegs nur im arabischen Raum. Oft langjährige Herrscher flohen ihre Länder, wurden inhaftiert und erwarten nun Gerichtsverfahren oder verloren nicht nur die Macht, sondern auch das Leben. Überdies ist 2012 ein internationales Mega-Wahljahr, gleich bei vier der fünf permanenten Mitglieder des UN-Sicherheitsrates stehen Wahlen oder Machtwechsel an: USA (Präsidentenwahl November), Frankreich (Präsidentenwahl April/Mai), Russland (Präsidentenwahl März), China (Parteitag Oktober).
In diesen nicht nur für Politiker interessanten Zeiten geht die Ausstellung „Head 2 Head. Politik und Image“ dem öffentlichen Bild der Politiker nach – über die Zeiten, Kulturen und politischen Systeme hinweg. Strategien der Imagebildung und die wichtigsten dabei genutzten Bildformeln werden anhand reichen Anschauungsmaterials sichtbar gemacht: politische Plakate, Filmdokumente, Fotografien und künstlerische Projekte.
Der Lebenszyklus einer Politikergestalt lässt sich entlang einer klassischen politischen Karriere darstellen: Auf die Imagebildung, die die Kandidaten erst bekannt und wählbar macht, folgt mit dem Amtsantritt die Phase der Repräsentation mit einem eigenen Bildkosmos. Gespiegelt wird diese affirmative Welt durch die bissige Satire der politischen Demontage, denen streitbare Politiker andauernd ausgesetzt sind, ob sie nun im Wahlkampf oder an der Macht sind.
Der Bereich Demontage zeigt Arbeiten herausragender Gestalter wie John Heartfield, Klaus Staeck oder des Pariser Atelier Populaire. Die Demontage antwortet in der Regel auf eine vorgängige bildliche Darstellung eines Politikerimages. Auf oft ironische, lustvolle oder radikale Weise wird dieses Bild hinterfragt und hinter die Masken der Mächtigen geschaut.
Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Bild der Politiker bietet zusätzliche Differenzierung und ungewöhnliche Blickwinkel: Elf Jahre lang dokumentierte die Fotografin Sibylle Bergemann die Arbeit des Bildhauers Ludwig Engelhardt an einem für Berlin bestimmten, monumentalen Marx-Engels-Denkmal. Die legendäre Fotoserie geht seitdem unter dem Namen „Das Denkmal“ um die Welt. Die deutsche Fotografin Herlinde Koelbl hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel seit 1991 im Rahmen ihres mehrfach prämierten fotografischen Zyklus „Spuren der Macht – Die Verwandlung des Menschen durch das Amt“ porträtiert. In seinem 2007 mit dem World Press Photo Award ausgezeichneten Bildessay dokumentiert und hinterfragt der Schweizer Künstler Nicolas Righetti den Personenkult rund um den langjährigen, 2006 verstorbenen totalitären Herrscher Turkmenistans Saparmurat Nijazow (Turkmenbashi).
Vier Persönlichkeiten der internationalen Politik werden in dieser Ausstellung näher vorgestellt. Figuren, deren ikonografische Geschichte oder Gegenwart von Bedeutung ist oder Figuren, anhand deren Selbstdarstellung ein maßgeblicher Bedeutungswandel nachvollzogen werden kann: Zu Ersteren gehören der russische Revolutionsführer Lenin, dessen Porträt eine sehr bewegte Geschichte durchlaufen hat, der ehemalige Actionheld und Gouverneur Kaliforniens, Arnold Schwarzenegger, aber auch Che Guevara, dessen Konterfei das meistreproduzierte Porträt überhaupt darstellt. In die zweite Kategorie fällt die frühere ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko, die eine kaum fassbare Vielseitigkeit an Erscheinungsformen pflegte.
Dem langjährigen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky ist ein
eigenes Kapitel gewidmet, ebenso den Bundespräsidenten der Zweiten
Republik im Blick des wohl staatstragendsten Fotostudios: Photo Simonis.
Die Kampagnen von Kurt Waldheim und Jörg Haider werden im Kontext
verwandter Imagestrategien beleuchtet.
Eine Ausstellung des Museum für Gestaltung Zürich in Zusammenarbeit mit dem KUNST HAUS WIEN.
Pressestimmen zur Ausstellung:
Der Standard: "Das Bild des Politikers im Wandel"
Die Presse: "Die öffentlichen Spuren der Macht"
wien.ORF.at: "Politikerporträts zwischen Image und Demontage"