Ines Doujak
Landschaftsmalerei
Umbenennung von Pflanzen mit Biographien revolutionärer Frauen
Für ihr Ausstellungsprojekt arbeitet die Künstlerin Ines Doujak mit einer umfangreichen Sammlung an Materialien aus der Natur wie Pflanzensamen, Blätter, Lehm oder Steine. Ein Freund hat diese über Jahrzehnte hinweg gesammelt und sie ihr nach seinem Ableben überlassen. Eigens für die Ausstellung entwickelt Doujak daraus die Installation Landschaftsmalerei und arbeitet mit dem ihr zur Verfügung stehenden Naturarchiv als künstlerisches Material. Die standardisierte Klassifizierung und Namensgebung von Pflanzen nach dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné gingen oft einher mit der Kolonialisierung und der strategischen Ausbeutung der Natur. Dieser Systematik setzt die Künstlerin eine Umbenennung von über 100 Pflanzen mit Namen revolutionärer Frauen aus Geschichte und Gegenwart entgegen, darunter die brasilianische Frauenrechtlerin Maria da Penha, die philippinische Guerilla-Kommandantin Felipa Culala alias Dayang-Dayang und die afghanische Rapperin Paradise Sorouri.
Landraub und Vernichtung der Artenvielfalt
Eng verknüpft mit dem Kolonialismus und hochaktuell ist das Thema „Landraub“. Mit der Aneignung von Landflächen setzt sich Doujak in einer Arbeit im öffentlichen Raum auseinander. Als Naturlehrpfad installiert sie im Innenhof und im umliegenden Raum des KUNST HAUS WIEN Tafeln mit historischen Darstellungen von Apfelsorten. Diese verweisen auf die mit dem Landraub einhergehende Vernichtung der Artenvielfalt, zum Beispiel durch monokulturelle Landwirtschaft. Über die Abbildungen sind Originalzitate von LandräuberInnen gelegt. Sie verdeutlichen die skrupellose Enteignung und Vertreibung der vorwiegend ländlichen Bevölkerung weltweit, zumeist durch international agierende Konzerne und InvestorInnen aus dem globalen Norden, aber auch durch Regierungen und staatliche Institutionen der reichen Industrienationen.
Landschaftsmalerei
Mit dem Titel der Ausstellung bezieht sich Ines Doujak auf die subjektive, dabei kulturell geprägte Wahrnehmung der Natur und auf das künstlerische Genre der Landschaftsdarstellung als eine Form der Aneignung mit den Mitteln der Ästhetik.
Biographie
Ines Doujak, geboren 1959 in Klagenfurt, studierte an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Die Künstlerin thematisiert und dekonstruiert in ihren Arbeiten politische, gesellschaftliche und ökologische Systematiken wie Rassismus, Sexismus, Unterdrückung und Machtmissbrauch. Ihre Arbeiten werden international viel beachtet sowie auf Biennalen und in Museen ausgestellt, etwa im NTU Centre for Contemporary Art Singapore (2020), im Bergen Assembly (2019), im Lentos Museum, Linz (2018), im Centro de Iniciativas Culturales de la Universidad de Sevilla (2018), beim Steirischen Herbst (2018), in der Bunkier Sztuki Gallery of Contemporary Art, Kraków (2017), im MACBA, Barcelona (2015), auf der Biennial São Paulo (2014), im Royal College of Art, London (2013), auf der Busan Biennale, Korea (2012), im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid (2010) oder auf der documenta 12 in Kassel (2007). Ines Doujak lebt in Wien.
Ines Doujak. Landschaftsmalerei ist eine Ausstellung im Rahmen der VIENNA BIENNALE FOR CHANGE 2021.
Seeds Renamed
Samensammlung
Im Rahmen der Ausstellung hinterfragt Ines Doujak die von der Kolonialisierung geprägte Klassifizierung und Namensgebung von Pflanzen. Als Entgegnung verleiht die Künstlerin den Materialien neue Namen, die sich auf revolutionäre Frauen aus Geschichte und Gegenwart beziehen. Darüber hinaus verfasst Doujak zu diesen Frauen Kurzbiografien.