Karikatur und Satire. Fünf Jahrhunderte Zeitkritik
Kritik an der Zeit, an der Unzulänglichkeit der Menschen oder deren unmenschlichen Handlungen durchzieht die Jahrhunderte; seit dem Aufkommen der graphischen Künste, von Zeichnung und Druckgraphik, wurde diese Aufgabe zu einer der wichtigsten.
Die Ausstellung versucht, jene ungemein große Vielfalt von Karikaturen und Bildsatiren aus der Geschichte und Gegenwart nach Ihren Angriffszielen hin zu überblicken und geht dabei von dem dramatisch erkannten Kontrast zwischen Ideal und Wirklichkeit aus. Sie verfolgt die Anklage gegen Unmenschlichkeit, die Kunst als Waffe gegen die Macht, die Demaskierung von Unmoral und menschlichen Schwächen mit all ihren Torheiten, zeigt, wie soziales Unrecht enthüllt, der politische Gegner verspottet, über Missgeschicke gelacht wird, entdeckt das Verhöhnen von Dummheit und Dünkel, lässt auch erkennen, wie durch Groteskes und Absurdes in die Tiefe gelotet wird, um in der Gegenwart immer mehr durch Anprangern von Missständen zum Nachdenken aufzufordern.
Nach den frühesten Dokumenten der Reformationszeit sind es natürlich die bedeutenden Künstler, die Kernpunkte bilden: von Ghezzi, Hogarth, Gillray und Cruikshank, Goya mit seinen einzigartigen und doch so zeitlosen Anklagen, zu Daumier, von dem die moderne Karikatur überhaupt ausgeht, und Wilhelm Buch, dem kritischen Denker, Dichter und genialen Zeichner, bis zu den Künstlern aus der Überfülle an Zeitschriften wie Simplicissimus, Punch oder New Yorker mit Gulbransson, Thöny oder Feininger, hin zum Verlauf der Bildgeschichten und Cartoons bis schließlich zu Steinberg, Ungerer und Sempré, Loriot, Flora oder Deix. Wenn die Köpfe Messerschmidts des 18. Jahrhunderts die Ausstellung einleiten, zeigen sie bei aller Psychologie auch die Wirkung, die Besucher hier erfahren können; sie reicht von Freude, Lächeln, Schmunzeln und Auflachen bis hin zur Betroffenheit und einem Nachdenklichenwerden, in dem manches Lachen erstirbt. Denn nur zum Lachen war weder die Vergangenheit, noch ist es die Gegenwart. Die Kunst der Karikatur und Satire aber ist es, die uns darüber sehr vieles mitzuteilen hat.
Die ca. 400 Leihgaben kommen aus großen internationalen Sammlungen des In- und Auslandes, wie dem Wilhelm-Busch-Museum, Hannover, der Graphischen Sammlung Albertine, Wien, der Staatlichen Graphischen Sammlung, München, von zahlreichen privaten Eigentümern, Liebhabern Kunstfreunden, wie den Künstlern selbst, und ergeben so ein kaum wiederkehrendes Kaleidoskop dieser Kunst.