Benoit Aquin

The Chinese Dust Bowl

Benoit Aquin, Berger à Wuwei, 2006, aus der Serie: The Chinese Dust Bowl, 2006-2009

In seiner Serie The Chinese Dust Bowl (2006–2009) dokumentiert Benoit Aquin die Versteppung riesiger Landstriche in China und deren Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung. Die extremen Dürren in Nordchina und der Inneren Mongolei, die zu den größten Umweltkatastrophen unserer Zeit zählen, sind auf die Klimaerwärmung und auf ökologisch schädliche Aktivitäten der Menschen zurückzuführen. Die Überbeanspruchung der Ackerflächen, die Überweidung durch Nutztiere sowie das Bohren nach Wasser lassen riesige Gebiete versteppen. Die Folge sind eine massive Desertifikation des Bodens und Sandstürme, die dann über Peking, Korea, Japan und sogar die USA hinwegziehen. Zu den wirtschaftlichen Schäden, etwa durch Ernteausfälle und Störungen im Flug- und Straßenverkehr, treten gesundheitliche. Aquin dokumentiert in seiner Arbeit die versteppten Ackerflächen, die deutlich von Rissen durchzogene ausgetrocknete Erde, und zeigt die Menschen, die unter dieser Umweltkatastrophe leiden. Die Weitläufigkeit und gedämpften Farben seiner Fotografien unterstreichen den Eindruck von Erschöpfung und Atemlosigkeit. Aquins Fotografien regen an, über diese extremen Wetterphänomene und deren Ursachen nachzudenken und schärfen das Bewusstsein für den Zustand unserer Umwelt.

Benoit Aquin, geboren 1963, lebt in Montreal, Kanada.


Dust Bowls

Die Bezeichnung „Dust Bowl“ wurde zunächst in den 1930er-Jahre für den mittleren Westen der USA verwendet, als das ursprüngliche Grasland („Prärie“) der Great Plains für den Weizenanbau umgepflügt wurde, was zu schweren Staubstürmen, Winderosion und Wüstenbildung (Desertifikation) führte. Ungeachtet des Wissens um die Ursachen dieses ökologischen Desasters wiederholte sich dieses in der Sowjetunion unter Chruschtschow in den 1950er- und 60er-Jahren. Auch hier wurden zwecks landwirtschaftlicher Produktionssteigerung riesige Landflächen in Kasachstan, Russland und Westsibirien umgepflügt, Dürre und massive Winderosion waren die Folge, große Teile der als Ackerland vorgesehenen Flächen gingen an die Wüste verloren.

Derzeit sind Gebiete südlich der Sahara sowie in China und der Mongolei von Wüstenbildung bedroht: Durch zu intensive Beweidung wird die schützende Grasschicht zerstört, der Boden anfällig für Winderosion. In China sind etwa 27 Prozent der gesamten Fläche des Landes von Desertifikation betroffen. Neben ökologischen hat die Wüstenbildung auch massive ökonomische Auswirkungen, sie gefährdet die Lebensgrundlage von ca. 400 Millionen Menschen und ist eine zentrale Ursache von Armut.

Quellen

  • Janet Larsen, Expanding Dust Bowls Worsening Food Prospects in China and Africa, earth-policy.org, 20.12.2012.
  • Qi Lu, Sen Wang, Dust-sand storms in China: disastrous effects and mitigation strategies, paper submitted to the XII World Forestry Congress, 2003, Québec City, Canada.
  • UNEP, WMO, UNCCD, Global Assessment of Sand and Dust Storms. United Nations Environment Programme, Nairobi, 2016.