„Nummer Negen: The Day I Didn’t Turn With The World“ - Guido van der Werve
Auftakt des Ausstellungsprogramms der Garage, das sich - inspiriert von Friedensreich Hundertwasser – aktuellen ökologischen Fragestellungen und der Beziehung von Mensch und Natur widmet, bildet das Screening des Films „Nummer Negen: The Day I Didn´t Turn With The World“ vom 1977 geborenen niederländischen Künstler Guido van der Werve.
Guido van der Werve stellte sich der selbst auferlegten Aufgabe sich innerhalb von 24 Stunden ohne Unterbrechung einmal um die eigene Achse zu drehen – am geografischen Nordpol, der Achse der Welt. Für einen ganzen Tag hat er sich nicht mit der Welt gedreht. Indem er sich entgegen die Erdumdrehung bewegt, entzieht sich der Künstler für einen Tag einer absoluten irdischen Bedingung und nimmt sich so aus dem Rotationszyklus heraus. Seine Bewegung gleicht einem Stillstand.
Die konzipierte Szenerie ist schmerzlich puristisch: Der Künstler, Protagonist dieses Films, steht alleine in weiter schneeweißer Landschaft, dort wo die Kälte erbarmungslos und die menschliche Existenz nur begrenzt möglich ist.
Der Künstler als wagemutiger Held in einer Extremsituation: Seine Blickrichtung, durchgehend in Selbstreflexion dem eigenen Schatten zugewandt, trotzt Guido van der Werve der eisigen Kälte seiner Umgebung und konfrontiert seinen Körper und sein Selbst mit der Welt. Diese außergewöhnliche physische Ausdauer, die Guido van der Werve hier beweist, ist in seiner künstlerischen Arbeitsweise immer wieder wesentliches Element und dient seiner Welt- und Selbsterfahrung.
Diese vergleichende Analyse der eigenen Existenz im Verhältnis zur Welt, die wir hier beobachten, setzt van der Werve mit beachtlichem Pathos in Szene. Die eindringliche Wirkung dieses Akts wird vom begleitenden Klaviersolo verstärkt, das vom Künstler selbst komponiert und eingespielt wurde.
Kuratorin: Verena Kaspar-Eisert