Esraa

(in Utopia miracula)

Esraa Abdel Fattah (*1978) startete 2008 eine Facebook-Gruppe zur Unterstützung eines TextilarbeiterInnenstreiks in Ägypten. Ihr Aktivismus machte sie berühmt – und brachte sie ins Gefängnis. Als eine der maßgeblichen Persönlichkeiten der Januar-Revolution 2011 und des Arabischen Frühlings führte Abdel Fattah eine kleine Gruppe von Protestierenden auf den Tahrir-Platz, um gegen das Regime von Präsident Hosni Mubarak zu demonstrieren. Als ihre Zahl in die Tausende ging, protokollierte sie ihre Erfahrungen auf dem Platz in den sozialen Medien und lenkte damit die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die ägyptische Revolution. Wir fürchteten, festgenommen oder getötet zu werden, erinnerte sie sich später, aber wir verwirklichten den Traum von Gerechtigkeit und Demokratie. Für ihre Aktivitäten, die zum Sturz der Mubarak-Regierung beitrugen, wurde sie für den Friedensnobelpreis nominiert, erlebte aber, wie ihr Traum von Demokratie von einem repressiven Regime abgelöst wurde, das demjenigen, für dessen Sturz sie gekämpft hatte, sehr ähnlich war. Seit 2017 ist es ihr nicht gestattet, Ägypten zu verlassen. Ich habe diese 18 Tage 2011 wie eine wunderbare Utopie erlebt, aber wir waren IdiotInnen, an die Demokratieversprechen zu glauben. Manchmal denke ich, dass es keine Hoffnung gibt … Aber wenn ich meinen Aktivismus aufgeben würde, hätte ich das Gefühl, alle zu verraten, die gestorben oder ins Gefängnis gegangen sind.


Esraa Abdel Fattah (*1978) started a Facebook group in 2008 in support of a textile workers’ strike in Egypt. Her activism gained her fame – and landed her in jail. As one of the leaders of 2011’s January Revolution and Arab Spring, Abdel Fattah led a small group of protesters into Tahrir Square, protesting against the regime of President Hosni Mubarak. As their numbers swelled to the thousands, she recorded her experiences in the Square on social media, bringing the Egyptian revolution into the world’s consciousness. We feared being arrested or killed, she recalled later that year, but we were achieving the dream of justice and democracy. For her actions, which helped lead to the overthrow of the Mubarak government, she was nominated for a Nobel Peace Prize, but has seen her dream of democracy replaced by a repressive regime much like the one she fought to overthrow. Since 2017 she is not allowed to leave Egypt. I lived through those 18 days in 2011 like a wonderful utopia, but we were idiots believing promises of democracy. Sometimes I think there’s no hope … But if I stopped my activism, I’d feel I was betraying everyone who’s died or gone to prison.


Ines Doujak. Landschaftsmalerei

28.05.-03.10.21