Lina

(vera libertas non nisi communis)

Lina Bo Bardi (1914–1992) war eine in Italien geborene brasilianische Architektin, die für das gesellschaftliche und kulturelle Potenzial von Architektur eintrat und dabei bodenständige brasilianische Gestaltungselemente übernahm. Sie arbeitete weiter, obwohl sie als Frau ebenso wie als „Ausländerin“ Schwierigkeiten hatte, von lokalen Architekten akzeptiert zu werden. Während des Krieges in Italien hatte sie keine Arbeit und fing deshalb an, bei Zeitschriften zu arbeiten, was sie auch der italienischen Kommunistischen Partei annäherte. Linas Politisierung setzte intellektuelle Unabhängigkeit voraus, die aber auch dazu führte, dass sie die Parteizwänge nicht akzeptieren konnte, obwohl sie dafür eintrat, dass wahre Freiheit nur kollektiv sein kann. Für ein Mitglied der Widerstandsbewegung war das Leben im Nachkriegsitalien hart, und deshalb zog sie nach Brasilien, gründete ein Büro und baute die Zeitschrift Habitat auf. Auf ihren Entwürfen beruhen das Kunstmuseum von São Paulo; das Solar do Unhão, Salvadors wichtigstes Kulturzentrum; das SESC Pompia in São Paulo, das, wie sie betonte, ein „Freizeitzentrum“ und kein Kultur- oder Sportzentrum für ArbeiterInnen sein sollte; und das Teatro Oficina für die radikale Theatergruppe gleichen Namens, das seither zum besten Theatergebäude der Welt erklärt wurde. Sie produzierte auch Tausende von Zeichnungen, ihre „Hauptsprache“ sowohl im analytischen als auch narrativen Sinne. Die wahre Bandbreite ihrer Arbeit hat sich erst durch die vor Kurzem erfolgte Archivierung erschlossen.


Lina Bo Bardi (1914–1992) was an Italian-born Brazilian architect who promoted the social and cultural potential of architecture while embracing Brazil’s vernacular design and working continuously in that country despite the challenges of being accepted by local architects as both a woman and a “foreigner.” In wartime Italy she had lacked work and took up magazine work, which had also brought her closer to the Italian Communist Party. Lina’s politicisation presupposed intellectual independence, which would make her incapable of accepting party constraints despite the fact that she advocated that true liberty can only be collective. For a member of the resistance movement, post-war Italy was hard, and it was then she moved to Brazil where she established a practice and set up the magazine Habitat. Her basic designs were used for the São Paulo Museum of Art; the Solar do Unhão, Salvador’s main cultural centre; the SESC Pompia in São Paulo which, as she insisted, should be a “leisure” rather than cultural or sporting centre for workers; and the Teatro Oficina for the radical theatre group of the same name since voted the best theatre in the world. She also made thousands of drawings as her “primary language,” both analytical and narrative. Since the recent establishment of an archive of her work its true scope has been revealed.


Ines Doujak. Landschaftsmalerei

28.05.-03.10.21