Lucía
(societas sine classibus)
Lucía Sánchez Saornil (1895–1970) war eine der Hauptgründerinnen des spanischen anarcha-feministischen Verbands Mujeres Libres, und lebte zu einer Zeit offen als Lesbe, als Homosexualität kriminalisiert war und Zensur und Bestrafung unterlag. Unzufrieden mit den chauvinistischen Vorurteilen ihrer republikanischen Kameraden, tat sich Lucía Sánchez Saornil 1936 mit zwei compañeras, Mercedes Comaposada und Amparo Poch y Gascón, zusammen, um Mujeres Libres zu gründen, eine autonome anarchistische Organisation für Frauen, die sich dem „zweifachen Kampf“ von Frauenbefreiung und sozialer Revolution verschrieben hatte. Sie lehnten die herrschende Ansicht ab, dass Geschlechtergleichheit sich natürlich aus einer klassenlosen Gesellschaft ergeben würde. Während des Spanischen Bürgerkriegs wuchs die Gruppe auf 30.000 Mitglieder an und organisierte Frauenräume, Schulen, Zeitungen und Kinderbetreuungsprogramme. Es reicht nicht aus zu sagen, wir müssen Frauen mit unserer Propaganda ansprechen und Frauen in unsere Reihen aufnehmen; wir müssen die Dinge weiter, sehr viel weiter treiben. Der Geist der überwältigenden Mehrheit der männlichen Genossen – mit Ausnahme eines halben Dutzends vernünftig denkender Typen – ist von den absolut typischen bourgeoisen Vorurteilen infiziert. Selbst wenn sie auf Eigentum schimpfen, sind sie fanatisch besitzergreifend. Selbst wenn sie sich über Sklaverei ereifern, sind sie die grausamsten „Herren“. Selbst wenn sie ihre Wut auf Monopole austoben, sind sie in der Wolle gefärbte Monopolisten. Und all das ergibt sich aus der fragwürdigsten Vorstellung, die die Menschheit je erdenken konnte: der angeblichen „Unterlegenheit der Frauen.“ Es ist gut möglich, dass diese falsche Vorstellung die Zivilisation um Jahrhunderte zurückgeworfen hat.
Lucía Sánchez Saornil (1895–1970) was a main founder of the Spanish anarcha-feminist federation Mujeres Libres. She was open about being a lesbian at a time when homosexuality was criminalized and subject to censorship and punishment. Dissatisfied with the chauvinistic prejudices of fellow Republicans, Lucía Sánchez Saornil joined with two compañeras, Mercedes Comaposada and Amparo Poch y Gascón, to form Mujeres Libres in 1936, an autonomous anarchist organization for women committed to the "dual struggle" for women's liberation and social revolution. They rejected the dominant view that gender equality would emerge naturally in a classless society. During the Spanish Civil War the group grew to 30,000 members, organising women's social spaces, schools, newspapers and day-care programmes. It is not enough to say: We must target women with our propaganda and draw women into our ranks; we have to take things further, much further than that. The vast majority of male comrades – with the exception of a half dozen right-thinking types – have minds infected by the most typical bourgeois prejudices. Even as they rail against property, they are rabidly proprietorial. Even as they rant against slavery, they are the cruellest of “masters”. Even as they vent their fury on monopoly, they are the most dyed-in-the-wool monopolists. And all of this derives from the phoniest notion that humanity has ever managed to devise: the supposed “inferiority of women.” A mistaken notion that may well have set civilisation back by centuries.
Ines Doujak. Landschaftsmalerei
28.05.-03.10.21