Sotiria

(vita plena)

Sotiria Bellou (1921–1997) war eine Rembetika-Sängerin. Rembetiko wurde oft als griechischer Blues bezeichnet, obwohl er musikalisch völlig anders und offensichtlicher eine Musik von AußenseiterInnen ist. Nachdem Sotiria von ihrer Familie geächtet wurde, weil sie wegen eines Säureattentats auf ihren misshandelnden Zwangsehemann im Gefängnis war, kam sie zu Beginn des Zweiten Weltkriegs nach Athen und überlebte als Hausangestellte, Straßenimbiss-Verkäuferin und Gepäckträgerin. Gleichzeitig schloss sie sich dem griechischen Widerstand gegen die Besatzung durch das nationalsozialistische Deutschland an, wobei sie gefangengenommen und verprügelt wurde und wieder im Gefängnis landete. Sie wurde während des Bürgerkriegs erneut inhaftiert, doch zu dieser Zeit war sie bereits als Sängerin entdeckt worden und begann, mit den etablierten Rembetiko-Stars Vamvakaris und Tsitsanis zu arbeiten. Sie lebte offen lesbisch, was in Kombination mit ihrer politischen Einstellung dazu führte, dass sie von faschistischen griechischen Monarchisten verprügelt wurde, als sie in einem Club auftrat. Sie hatten von ihr verlangt, ein rechtsextremes Lied zu singen, drohten ihr mit dem Tod und verprügelten sie, als sie sich weigerte. Keiner der männlichen Musiker oder Clubbesucher verteidigte sie. Als der Rembetiko nach dem Sturz der Diktatur von 1967–1974 ein Comeback erlebte, hatte sie wieder Plattenverträge und große Auftritte und wurde zum Star. Gleichzeitig lebte sie ein Rembetika-Leben und alle Honorare gingen für Trinken und Glücksspiel drauf. Sie starb arm, aber Tausende kamen zu ihrer Beerdigung.


Sotiria Bellou (1921–1997) was a singer of Rembetika, which has been called the Greek blues though very different musically and more overtly outsider music. Ostracised by her family after doing prison time for throwing acid in the face of an abusive “forced marriage” husband, she arrived in Athens as the World War II started, surviving as a domestic servant, street snack seller and luggage carrier. At the same time she joined the Greek Resistance to German Nazi occupation, during which she was captured, beaten and imprisoned again. She was detained again during the Civil War but by this time she had been discovered as a singer and started to work with established Rembetika stars like Vamvakaris and Tsitsanis. She was openly a lesbian which, together with her politics, led to her being beaten up by fascist Greek monarchists when she was performing at a club. They had demanded she sing a right-wing song, and when she refused, they threatened death and beat her up. None of the male musicians or club patrons defended her. When Rembetika made a comeback after the fall of the 1967–74 dictatorship, her records and big-time performances returned and she was a star. At the same time she lived the Rembetika lifestyle, and all fees went on drink and gambling. She died poor, but thousands came out for her funeral.


Ines Doujak. Landschaftsmalerei

28.05.-03.10.21