FUZZY EARTH
The Belly Knows Before the Brain
Fuzzy Earth
The Belly Knows Before the Brain
Lange bevor unser Gehirn es erfassen kann, spürt unser Bauch bereits, wenn etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Der menschliche Stoffwechsel ist eng mit den Zyklen des Planeten verbunden. Unser Körper versorgt sich mit Nährstoffen, speichert Energie und scheidet aus, was nicht verwertbar ist. Der alltägliche und doch immer noch rätselhafte Prozess der Verdauung ist ein komplexes System, das von unzähligen Organismen in Balance gehalten wird und unseren Organismus in Balance hält. So entsteht ein ununterbrochener Kreislauf, der das Leben erhält. Doch wie können wir uns einen planetarischen Stoffwechsel vorstellen?
The Belly Knows Before the Brain schlägt einen Perspektivenwechsel auf Verdauung und Stoffwechsel vor: von einer körperlichen Funktion des Menschen hin zu einer ökologischen Praxis, an der mehrere Arten teilhaben. Die Ausstellung reagiert so auf ökologische Krisen, durch die die Stoffwechselströme unseres Planeten gestört werden, wie beispielsweise Bodendegradation, geschwächte Nährstoffkreisläufe oder die Übernutzung endlicher Ressourcen wie etwa Phosphor. Sie thematisiert gesellschaftliche Haltungen und emotionale Beziehungen zu Kompost und Verwesung, die meist von Unbehagen und Entfremdung geprägt sind. Fuzzy Earth begegnen diesen Auffassungen mit ökologischem Verständnis und emotionaler Sensibilität. Sie verstehen Verwesung nicht als Bedrohung, sondern als natürlichen Teil des Lebens und als Nährboden für neues Leben.
Die ortsspezifische Installation ist als Bauch des Universums konzipiert. Im gurgelnden, blubbernden Inneren wird Verdauung räumlich, sensorisch und kollektiv erfahrbar. Planetarische Verdauungsorganismen in Form keramischer und hölzerner Skulpturen besiedeln den Raum. Als Skulptur und Werkzeug zugleich regen sie menschliche Interaktionen an und fördern den Fluss des kollektiven Stoffwechsels. Wollobjekte laden Ausruhen ein und werden nach menschlichem Kontakt zu Wirten für neues mikrobielles Leben. Ein Komposthaufen im Innenhof, der durch die Fürsorge der Besucher*innen reift, verbindet das Innere mit dem Äußeren. Geprägt von Fermentation, Kompostierung und Nährstoffkreisläufen, verwandelt sich die Ausstellung in ein lebendiges System – ein Ort, der zugleich Küche, Kompost und Multispezies-Commons ist.
The Belly Knows Before the Brain sucht nicht nach Antworten, sondern fordert dazu auf, Aufmerksamkeit zu üben. Die Ausstellung eröffnet dabei Raum, dem Wissen des Körpers, der Intelligenz der Mikroben und der Großzügigkeit der Zersetzung zu vertrauen. Verfall bedeutet nie nur Verlust, sondern ist stets der Beginn neuer Beziehungen.
Biografie
Fuzzy Earth (Tekla Gedeon und Sebastian Gschanes) arbeiten forschungsbasiert an der Schnittstelle von Architektur, Design, Kunst, Landwirtschaft und Technologie. Ihre Arbeit verbindet Materialexperimente, ökologisches Storytelling und spekulatives Design, um menschlich-nichtmenschliche Beziehungen neu zu denken.
Tekla Gedeon studierte Architektur an der AA School in London und promoviert derzeit an der MOME in Budapest zu Ernährung und Narrativen in der ökologischen Kunst. Sebastian Gschanes ist Gärtner, Landschaftsarchitekt und Forscher. Er untersucht Natur, Ökologie und Landwirtschaft praktisch und theoretisch.
Kurator*innen
Die Ausstellung und das Public Programme wurden kuratiert von Stephan Kuss & Veronika Hackl
Mit freundlicher Unterstützung von

Über den Projektraum Garage
Der Projektraum Garage ist ein Ort für zeitgenössische Kunst an der Schnittstelle von Ökologie, Gemeinschaft und (sozialer) Nachhaltigkeit. Transdisziplinäre und prozesshafte Ausstellungen laden zur aktiven Teilnahme und verhandeln Schlüsselthemen aktueller Debatten. Orts- und Themenspezifische Arbeiten geben Raum um Bekanntes zu hinterfragen und Neues zu erfahren.
Der Eintritt ist frei!
Weitere Projekte im Jahr 2025:
Plastic Matters
27.02.–25.05.2025
Grüne Wäsche Wien
14.06.–28.09.2025