Mathias Waske. Mona Lisa bis Madonna

04.05.-18.09.05

TEUFEL IM DETAIL
Über Mut und Kunst des Mathias Waske

In den Beobachtungen über die Malerei von Mathias Waske ist immer wieder von Parodien, vordergründigem Witz oder hinterlistiger Ironie die Rede. Es ist jedoch mehr als vordergründiger Witz, einen Kunstsammler als erfolgreich lächelnden Besitzer vor seiner Trophäe – einem Selbstbildnis van Goghs – zu zeigen oder die Familie eines Léger-Fans selbst Gegenstand eines Léger-Bildes werden zu lassen, wie in dem Zyklus „Sammler" dargestellt. Es ist nicht nur eine Parodie auf die Kunst der Vergangenheit, wenn die „Arkadischen Hirten" von Nicolas Poussin 1981 als Vorlage zur allegorischen Darstellung eines Big Macs in „Ein gefundenes Fressen" benützt werden, sondern Mathias Waskes Bild ist auch eine Vision des Untergangs unserer Esskultur. Es ist mehr als Ironie, Josef Beuys zu zeigen, der sich selbst als Heiliger versteht („Die Eröffnung",1984).Auch in diesem Gemälde bewundere ich zusätzlich den Mut von Mathias Waske, sein großes Talent als Maler zu nutzen, um sich kritisch mit dem Kunstbetrieb, der eigenen Klientel und den Kollegen auseinander zu setzen.

In Waskes Bildern steckt im doppelten Sinne der Teufel im Detail. Zu einem im realistischen Motiv, den zum Teil in altmeisterlicher Technik ausgeführten Pinselstrichen, zum anderen wird im Detail hinterhältig Listiges gezeigt. So wurde der Pfeifenrauch des „van-Gogh-Besitzers" in expressionistischen Strichen gemalt, das Wohnambiente eines Sammler-Paares karikiert oder in „The last Dinner" aus dem Jahre 1990 anstelle eines Hummers ein Skorpion angeboten. Engagierte Kritik an den selbst ernannten Kunstliebhabern findet sich auch in dem Gemälde „Touch of Red" von 1991. Die unberührte Gleichgültigkeit einer satten Gesellschaft gegenüber Zerstörung wird hier auf beste Weise im Zusammenspiel von Vordergrund und Hintergrund gezeigt. Solche Visionen zeichnen viele von Mathias Waskes Werken aus.

Als Artdirector der Zeitschrift TransAtlantik veröffentlichte ich Anfang der 80iger Jahre eine Reihe seiner skurrilen und meisterhaft gemalten Ikonen. Unter anderem eine Madonna mit Kind aus einer Coca Cola Flasche trinkend. „Westkultur trifft auf Ostkultur" wurde hier in Form der russischen Kultbilder gezeigt.
Später so auch zwei SPIEGEL-Titelbilder, die er in meinem Auftrag erstellte. Ikonenhaft, mit künstlerischem Craquelé versehen, Gottesmutter Maria und Papst Johannes Paul II. in ungewohnter inniger Zweisamkeit sowie Michail Gorbatschow, dargestellt als Pantokrator1).

Mathias Waske versteht sich selbst nicht als ein dogmatischer Weltverbesserer, aber sicher ist er der Meinung, dass Humor und Ironie mehr bewirken als ständiges Vorhalten von Missständen.

Rainer Wörtmann
März 2005